Nach Perlen tauchen

Die Idee beginnt mich anzuziehen und ausgezogen folge ich. So heiß und trocken ist hier alles, denn du bevorzugst neunzig Grad. Ich geh mit dir in diese Hölle, weil ich dich brennen sehen will. Und lass mich gern von dir entzünden, vorher…

Du setzt dich hinter mich und höher, weil du es liebst, dass Hitze dich so schnell erfasst, dir zu Kopf steigt und Gedanken löscht, einen nach dem anderen. Wie Sommersonne erste Regentropfen vom Asphalt, auf dem wir eben gingen. Vorher.

Meine Haut schmückt sich mit Perlen, klein und groß, und ich schau zu. Wie sie verlaufen und verschmelzen zu noch größeren! Sie schimmern auf im Dämmerlicht, das wieder sanft den Farbton wechselt. Zart berührst du meine Schultern und so rinnen sie herab von bloßer Haut in meinen Schoß, ein feuchtes Geschenk an dich. Für später.

Unerwartet wischen Hände flüchtig über mich hinweg. Sie mischen alles Salzige, das gleitet unter deinen Fingern, über muskulöse Stränge, verborgen unter meiner Haut. Du fährst die Linien nach, den Druck verstärkend, kennst jede einzelne davon. Ah, Massage, Fingerspiele! Und die Erinnerung flammt auf, Vorfreude jetzt… auf später.

Ich schließe die Augen genießerisch, meine Sinne schärfen sich an sinnlicher Berührung. Meine Haut wird sehend unter deinen Händen, sieht dich suchend zu mir treiben. Und ich sehne mich. So nah schon, noch anstandshalber Abstand haltend. Hier sind wir nicht allein. Doch später…

Und können es dann doch nicht lassen. Wir nehmen uns, was möglich ist, im Rahmen unsrer Möglichkeiten. Und noch ein wenig mehr davon. Tief im Schatten unserer Körper, wandern deine Hände aus. Fingerspitzen ziehen lautlos Bahnen auf erhitzter feuchter Haut, zeichnen glühende Symbole, funken lockende Signale vom Jetzt ins Später.

Ich strecke mich und gleite dir entgegen, mein Perlenregen zielt auf dich. Ich bin umrahmt von deinen Beinen, und auch auf ihnen perlen Tropfen, gleiten ab und stehen zitternd. Tropfen ab auf meine Füße, lassen große Perlen wachsen. Im Zwielicht funkelnd rinnen sie. Und sind doch noch nicht verloren – sie sammeln sich, für später…

Zischend wallt die Feuchtigkeit, entrückt uns der Beobachtung. Heiße Luft schlägt uns entgegen, facht die Glut noch weiter an. Macht sensibler für einander. Ineinander darf nicht sein. Muss warten. Auf Später…

Wellnessduft im Spa, im Tempel. Nackte Haut auf Frotteetuch. Kiefernholz und feuchte Hitze. Gleichgesinnte auf den Bänken, Mann und Frau und Kerl und Weib. Die Kulisse ist verschwommen, nass, antik und ewig neu. Und zeitlos schmelzen wir von neuem. Vergehen fast vor Lust auf später…

Es flüstert das Tröpfeln von oben nach unten und sagt Verborgenes voraus. Ich muss es nicht wissen. Dein Haar streift mich wieder von hinten nach vorn. Ich spüre dein Murmeln tief in meiner Mitte. Und atme ganz aus. Versuch nicht zu denken, an später…

Doch deine Finger ziehen heimlich Kreise. Feuchtigkeit im Überfluss. Wieder bilden Tropfen Perlen, sanfte Lichter unsrer Haut. Du tauchst hinab in diese Quelle, hinein in mich mit Fingerspitzenfeingefühl. So bannst du mich: Ich rühr mich nicht. Ganz Unschuld mit geschlossenen Augen, sitz ich still. Doch innen schmilzt ein Widerstand und der Anstand schwimmt davon. Vermissen werden wir ihn nicht, dann, später…

Wie du schau ich den Tropfen zu. Ein Teil von uns verrinnt im Tuch. Dein Lächeln wird verheißungsvoller, Perlen tief im Meer geboren und die Flut ist uns so nah. Meine Perle, wirst du sagen, halt mich fester, wenn der Sturm kommt, 

später dann…

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2017