Wenn ich draußen bin

Von Zeit zu Zeit zieht es mich hinaus. Wenn mir das Stadtbunte und Arbeitslaute, die Menschenenge und Straßenschnelle zu viel wird, dann zieht es mich weg. Auf den Weg. Weg vom Denken hin zum Fühlen und auch das sagt: Geh! Hin! Aus dem Haus! Pack die Tasche, schnür die Schuhe. Lauf! Wenn ich nach draußen will, …
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Dreieinigkeit

Fast zeitgleich seid ihr in mein Leben getreten. Nur wenige Wochen nacheinander. Noch war ich Feuer und Flamme durch dich, der du den Bergen gleichst. Den schneebedeckten Gipfeln in deiner Kühle genau so, wie den feuerspeienden Vulkanen, wenn du aus dir heraus gehst.  War mit dir auf jedem von ihnen, stand oben im Wind hinter …
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Waldleben Wiesenbeben

An mir hinuntersehend erscheine ich. Von den bloßen Füßen wachse ich hinauf ins Sein. Wechsele von unsichtbar über durchscheinend in handfeste Gewissheit, vermeine zu spüren, wie mein Blut beginnt zu kreisen, langsam erst, dann stetig.  Mein Blick gleitet aufwärts über sich färbende Haut. Vertraute Festigkeit erfährt mein Inneres. Die Schultern erstarken den Hals stützend und …
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Vom Nebel und der Krähe

Vor langer Zeit, als es noch weniger Menschen und dafür um so mehr Tiere gab, geschah es, dass sich eine Krähe in einen Reiher verliebte. Nicht, dass sie unter ihresgleichen nicht einen passenden Gefährten gefunden hätte – die Auswahl war geradezu unerschöpflich – und sie hatte auch nicht nach dem ganz Besonderen gesucht, das liegt …
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Blutbuche & Windsbraut

Wind, was fragst du mich immer wieder? Welche Antwort erhoffst du dir dieses Mal? Mond, warum klagst du mich an? Du weißt, es geschieht in den Nächten, in denen du dein Antlitz vor der Welt verbirgst und auch Sonne auf der anderen Seite weilt. Das Licht der Sterne reicht hin, zu sehen was sie tun. …
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September

Es will nicht so recht hell werden, heute, an diesem frühen Morgen. Die Nacht ist zögerlich gegangen, schon ist es gegen acht. Tief schwebt der Himmel, ist so dicht verhangen mit nebelgrauem Tuch. Das Dämmerlicht jedoch beweist, es gibt die Sonne noch! Nur weit, weit weg von hier.  Kühle setzt sich fest in meinen Kleidern. …
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Fürchter-Licht

Dunkel ist es. Stockfinstere Nacht. Kein Mond. Kein Lichtschein. Nichts. Die Hand vor Augen gerade noch zu ahnen. Sie meinen, seit Ewigkeiten umherzuirren. Achtzehn waren sie, jetzt sind sie nicht mal mehr eine Hand voll.  »Warte«, keucht Ingrid fast tonlos, ihr Atem faucht. Doch Petra zieht sie energisch weiter: Heidi ist schon einige Schritte voraus. …
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Sommerpause

Eigentlich ist schönes Wetter. Eigentlich ist Sommer. Diese helle Jahreszeit, auf die ich so sehr warte, die ich Monate vorher schon an den Fingern abzähle. Deren Licht mir den Winter über fehlt, ebenso wie ihre Wärme und die Farbe Grün. Eigentlich mag ich jede Jahreszeit, jede hat etwas ganz eigenes, was keine der anderen zu …
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In der Stille der Nacht

Weihnachten und Geschenke, das gehört irgendwie zusammen, nicht wahr? So wie Skifahren und Schnee, Glühwein und Kälte, die Weihnachtsgans und der festlich gedeckte Tisch. Und was wäre der Weihnachtsmann ohne seinen Sack voller… eben. Nur ein alter, weißbärtiger Mann im roten Mantel. Manchmal jedoch kommt alles anders, als man denkt oder es gewohnt ist. Dann …
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Das Seine

Mühsam stützt er sich auf dem Waschbeckenrand ab. Wo ist nur seine Kraft geblieben? Er ist erst Ende dreißig – und doch, als er seinen Blick zum Spiegel hebt, schaut ihn ein alten Mann an: Zerknittertes Gesicht, rotgeränderte Augen, verkniffener Mund, hohle Wangen, graue Bartstoppeln, zerwühltes strähniges Haar. Joachim richtet langsam sein müdes Kreuz auf, …
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Inspirierte Landschaftsmalerei

Aus den Annalen der Lady Anne Jennifer Glenwillow, 1723 – 1754 Muse des schottischen Malers Lord Hamish MacIntosh* und seine Gefährtin bis zu ihrem frühen Tod Briefe aus dem Sommer 1752, Crencester Forest, Hampshire, Südengland *** Liebster und teurer Freund, Mylord! Seid herzlich bedankt für Eure heute eingetroffene Postille, die mich in meiner Verbannung erreichte, …
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