Ahn Jael

Als Ahn Jael endlich zu mir kam – obwohl, er behauptet ja, mir schon von Anfang an zur Seite gestanden zu haben -, da verlor ich den Glauben daran, dass die Dinge eben so sind, wie sie sind. Zufälle waren für mich bis dahin nur bizarre Verknüpfungen von Ereignissen, die eben irgendwie aufeinander prallen. Ahn …
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Ich steh neben mir

Ich bin kein Zwilling. Naja, horoskopisch gesehen schon. Geschwisterlich nicht. Definitiv. Wo kommt dann diese Stimme her? Wann kam sie zu mir? Sie? Ja, muss auch eine Frau sein, weil – wenn ich vor dem Spiegel stehe und das rote Shirt vor die grüne Hose halte, meint sie: “Ähm…!”, und ich schüttle synchron den Kopf …
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Larynje & Jelaryn

Die Wärme des nächtlichen Feuers trocknet langsam die Tränenspuren auf ihrem an Falten reichen Gesicht. Sie hat gelebt – lange, und das Leben hat seine Spuren hinterlassen. Larynjes Hand, die eben noch ihr Kinn stützte als sie tief versunken in die Flammen sah, sinkt jetzt herab und das leichte Beben ihrer Schultern unter dem Fellumhang …
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Münze werfen

Ich nenne einen Schatz mein eigen. So ein funkelnd schönes Ding. Hab ihn gefunden in mir drinnen, als ich auf Schatzessuche ging.  Und hab ihn erst noch übersehen, so unscheinbar kam er daher. Als rostig Teil, ein mattes Etwas, das traurig schien, es selbst zu sein. So abgegriffen und verschlissen, so abgenutzt von harter Hand, …
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Paralleluniversum

Endlich wieder Karten für ein Metalkonzert besorgt. Irgendwas in mir will es mal wieder laut und sich ordentlich durchschütteln lassen. Das letzte Sommerfestival ist gefühlte Jahre her, in Wirklichkeit erst 3 Monate. Die Bändchen am Handgelenk halten die Erinnerung daran latent wach. Also auf gehts ins LKA. Nein, nicht Landeskriminalamt. Longhorn irgendwas heißt die Location. …
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Wenn ich draußen bin

Von Zeit zu Zeit zieht es mich hinaus. Wenn mir das Stadtbunte und Arbeitslaute, die Menschenenge und Straßenschnelle zu viel wird, dann zieht es mich weg. Auf den Weg. Weg vom Denken hin zum Fühlen und auch das sagt: Geh! Hin! Aus dem Haus! Pack die Tasche, schnür die Schuhe. Lauf! Wenn ich nach draußen will, …
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Heimgehen

Wenn ich nachts in den schwach beleuchteten Gängen unterwegs bin, von Zimmer zu Zimmer gehe, auf Atemzüge lausche und Ausschau halte nach dem leichten Heben und Senken der Bettdecken, dann beschleicht mich hin und wieder das Gefühl, aus der Zeit gefallen zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass sich diese Nächte so ähnlich sind, dass …
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Koffer packen

In einer Stunde muss ich los. Nein, stimmt nicht. Ich will los. Die Gedanken wechseln die Meinung wie ein Chamäleon die Farbe und überlassen dann doch das Machtwort dem Bauch. Typisch, kein Verlass auf die Bande. Was wollte ich noch gleich?  Einpacken. Eine Tasche suchen. Seit dem letzten Umzug liegt vieles irgendwo, nur nicht da …
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Dreieinigkeit

Fast zeitgleich seid ihr in mein Leben getreten. Nur wenige Wochen nacheinander. Noch war ich Feuer und Flamme durch dich, der du den Bergen gleichst. Den schneebedeckten Gipfeln in deiner Kühle genau so, wie den feuerspeienden Vulkanen, wenn du aus dir heraus gehst.  War mit dir auf jedem von ihnen, stand oben im Wind hinter …
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Vom Nebel und der Krähe

Vor langer Zeit, als es noch weniger Menschen und dafür um so mehr Tiere gab, geschah es, dass sich eine Krähe in einen Reiher verliebte. Nicht, dass sie unter ihresgleichen nicht einen passenden Gefährten gefunden hätte – die Auswahl war geradezu unerschöpflich – und sie hatte auch nicht nach dem ganz Besonderen gesucht, das liegt …
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In Bastets Reich

Vorsichtig tastet eine Pfote über mein Gesicht. Halbschlafend, traumverloren. Samttatze, lass ab! Einäugiger Blick in verschwommen getigertes Dunkel. Zu früh noch, Prana, lass mich weiterschlafen. Liderschweres Augenschließen. Schnurren. Wegtreiben. “Beug dich hinab”, spricht die feine Stimme. “Knie nieder. Tiefer. Leg den Kopf auf den Boden. – Was siehst du?” Warum sollte ich? Mein Traumgedanke flüchtet. …
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Malad Elam Kah

Auf seiner dreimonatigen Tour durch Indien haben sich ihm viele Erinnerungssplitter eingeprägt, und jetzt, seit Monaten wieder zu Hause und den Staub seiner Reise längst von den Kleidern gewaschen, macht sich Christian daran, seine Impressionen niederzuschreiben. Er spielt mit dem Gedanken, ein kleines Bändchen herauszugeben. Vier Kapitel sind schon fertiggestellt und an dem nächsten arbeitet …
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Besorgungen machen

Gitte zieht sich an. Sie will noch einkaufen. Oder »Besorgungen machen« wie sie hier sagen. Sie ist mal wieder spät dran, immer auf den letzten Drücker. Jetzt in der Vorweihnachtszeit gibt es noch so viel zu tun, ihre große Familie will beschenkt werden. Eben beim Frühstück, das sie alleine mit Kerzenschein genoss, hat sie die …
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Dreh dich nicht um

Da stehst du nun, mit beiden Händen an der Wand. Dein Rücken spricht mich an und wartet. Zählst du die Rauten der Tapete? Oder zählst du die Sekunden? Was zählt mehr und was zählt jetzt? Zahllose Worte hast du gefunden, als du beschrieben hast, wie du geliebt werden möchtest. Und Zahlen kamen nicht darin vor. …
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In der Stille der Nacht

Weihnachten und Geschenke, das gehört irgendwie zusammen, nicht wahr? So wie Skifahren und Schnee, Glühwein und Kälte, die Weihnachtsgans und der festlich gedeckte Tisch. Und was wäre der Weihnachtsmann ohne seinen Sack voller… eben. Nur ein alter, weißbärtiger Mann im roten Mantel. Manchmal jedoch kommt alles anders, als man denkt oder es gewohnt ist. Dann …
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KLEEne Wunschlektion

»Da kommt sie wieder!« rief Petula. »Wer? Wo?« fragte Mimula. »Na hör doch mal hin –  das kann niemand anders sein als unsere Sucherin. Mmh, die war ja lange nicht hier.« Mimula, lang und hager wie Spitzwegerich, flüsterte: »Oh ja, du hast Recht, ich höre es: Drei-drei-drei … wie immer!«  »Siehste,« sagte Petula, drall und …
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Ohne Moos

Schon seit Wochen grübelt Gudrun darüber nach, wie sie zu Geschenken für ihre Lieben kommt, ohne viel Geld ausgeben zu müssen. Nicht dass sie es nicht gern tun würde, aber wo es an Ausgeb-Barem mangelt, muss eine andere Lösung her. Also, was tun?  Nun, sie wird die drei hilfreichen Bs bemühen:  Basteln, backen, besuchen.  Das …
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Inspirierte Landschaftsmalerei

Aus den Annalen der Lady Anne Jennifer Glenwillow, 1723 – 1754 Muse des schottischen Malers Lord Hamish MacIntosh* und seine Gefährtin bis zu ihrem frühen Tod Briefe aus dem Sommer 1752, Crencester Forest, Hampshire, Südengland *** Liebster und teurer Freund, Mylord! Seid herzlich bedankt für Eure heute eingetroffene Postille, die mich in meiner Verbannung erreichte, …
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