Arianes Faden

Ich habe Ariane wiedergesehen. Beim Ausruhen auf einer Bank im Park kommt mir in den Sinn, was sie mir vor nicht allzu langer Zeit eben hier erzählte, als ich ihr einmal nahe sein durfte: Ariane lebt meist in ihrer ganz eigenen Welt. Vor allem nachts. Dann betritt sie ihr Labyrinth, durchschreitet all diese Räume, die sie …
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Auf der Brücke

Sie spült den Pinsel aus, streift ihn am Läppchen ab und streicht mit kreisenden Bewegungen über ein kühles Chromoxidgrün, nimmt die Farbe auf und setzt zum Strich an. Es ist das gleiche Grün wie es der Fluss unten trägt. Sie zieht langsam, ganz langsam von links nach rechts über das Leinen.  Eine unwillige Falte erscheint …
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Sterne leuchten im Dunkel der Nacht

Martin weiß nicht genau, was ihn in diesem Jahr erkennen lässt: Es ist wieder soweit. Vielleicht liegt es an der Luft, die ihm bei seinen gewohnten Abendspaziergängen mit jedem weiteren Tag etwas kühler vorkommt. Sie streift nasskalt seine Hände, dringt in die Ärmel des Mantels, sogar unter den Schal; die Zeit der Nebel ist gekommen. …
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Münze werfen

Ich nenne einen Schatz mein eigen. So ein funkelnd schönes Ding. Hab ihn gefunden in mir drinnen, als ich auf Schatzessuche ging.  Und hab ihn erst noch übersehen, so unscheinbar kam er daher. Als rostig Teil, ein mattes Etwas, das traurig schien, es selbst zu sein. So abgegriffen und verschlissen, so abgenutzt von harter Hand, …
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Wenn ich draußen bin

Von Zeit zu Zeit zieht es mich hinaus. Wenn mir das Stadtbunte und Arbeitslaute, die Menschenenge und Straßenschnelle zu viel wird, dann zieht es mich weg. Auf den Weg. Weg vom Denken hin zum Fühlen und auch das sagt: Geh! Hin! Aus dem Haus! Pack die Tasche, schnür die Schuhe. Lauf! Wenn ich nach draußen will, …
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Das blaue Leuchten

Seine Finger bewegen sich flink und die Schwielen an den Händen hindern ihn nicht, fein und genau zu arbeiten. Geschickt umwickelt Madaram mit einer Sehne das Speerende und befestigt so die himmelblauen Federn, damit die Luftwesen dessen Flug ins Jagdziel wohlwollend begleiten können. Das Ende der Sehne fest in der Hand haltend, schnippt Madaram einige …
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Herzrot

Die goldenen Strahlen der Abendsonne streichen langsam, ganz langsam über den Fußboden und erreichen jetzt den kleinen Stapel dicken Papiers, den Henry vor sich liegen hat. Er fährt sich mit der Hand in den verspannten Nacken und streckt den Hals. Das warme Licht macht es auch nicht besser…, denkt er und legt entmutigt den Pinsel …
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Koffer packen

In einer Stunde muss ich los. Nein, stimmt nicht. Ich will los. Die Gedanken wechseln die Meinung wie ein Chamäleon die Farbe und überlassen dann doch das Machtwort dem Bauch. Typisch, kein Verlass auf die Bande. Was wollte ich noch gleich?  Einpacken. Eine Tasche suchen. Seit dem letzten Umzug liegt vieles irgendwo, nur nicht da …
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Waldleben Wiesenbeben

An mir hinuntersehend erscheine ich. Von den bloßen Füßen wachse ich hinauf ins Sein. Wechsele von unsichtbar über durchscheinend in handfeste Gewissheit, vermeine zu spüren, wie mein Blut beginnt zu kreisen, langsam erst, dann stetig.  Mein Blick gleitet aufwärts über sich färbende Haut. Vertraute Festigkeit erfährt mein Inneres. Die Schultern erstarken den Hals stützend und …
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Fadenscheinig

Wenn er in Muße hier draußen sitzt, schweifen seine Blicke auch immer mal zu den Fähnchen über ihm. Vor zwei Sommern hat er sie aufgehängt, die kleine Leine mit tibetischen Gebetsfahnen am Dach befestigt. Nicht, dass er Buddhist wäre. Auch weiß er die aufgedruckten Gebete und Symbole nicht zu deuten, aber das bunte Flattern dieser …
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Blutbuche & Windsbraut

Wind, was fragst du mich immer wieder? Welche Antwort erhoffst du dir dieses Mal? Mond, warum klagst du mich an? Du weißt, es geschieht in den Nächten, in denen du dein Antlitz vor der Welt verbirgst und auch Sonne auf der anderen Seite weilt. Das Licht der Sterne reicht hin, zu sehen was sie tun. …
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Adventus interstellare

Unter den Milliarden Lichtpunkten, die sich weit über ihr ausbreiten, beginnt einer kaum merklich an Leuchtkraft zuzunehmen. Aus diesem Fünkchen wird langsam ein deutlicher Funken, greller strahlend als die ihn umgebenden. Seine Farbe schimmert bläulicher, kälter als die aller anderen, die unverändert in der stummen Lichtsprache der Leere blinken. Er kommt, um sie zu holen. …
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Sonnenblau

Dieser endlose Sommer. Endlos sonnige Tage, denen kurze milde Nächte folgen. Und wieder geht ein Tag zur Neige. Eine Handbreit überm Horizont gleißt die Sommersonne, verströmt sich vor zartem Himmelblau. Einen schattenspendenden Arm an der Stirn, schaue ich ins flirrende Licht des Tales, das sich weithin unter mir ausbreitet: Diesige Luft lässt die grünen Höhenzüge …
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September

Es will nicht so recht hell werden, heute, an diesem frühen Morgen. Die Nacht ist zögerlich gegangen, schon ist es gegen acht. Tief schwebt der Himmel, ist so dicht verhangen mit nebelgrauem Tuch. Das Dämmerlicht jedoch beweist, es gibt die Sonne noch! Nur weit, weit weg von hier.  Kühle setzt sich fest in meinen Kleidern. …
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Ohne Moos

Schon seit Wochen grübelt Gudrun darüber nach, wie sie zu Geschenken für ihre Lieben kommt, ohne viel Geld ausgeben zu müssen. Nicht dass sie es nicht gern tun würde, aber wo es an Ausgeb-Barem mangelt, muss eine andere Lösung her. Also, was tun?  Nun, sie wird die drei hilfreichen Bs bemühen:  Basteln, backen, besuchen.  Das …
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Rundreise

Meine Aufmerksamkeit ziehst du auf dich, als ein sommerlicher Lichtstrahl dich streift. Unschuldig siehst du mich an, so, als würdest du auf die Sonne deuten: Sie war es, ich kann gar nichts dafür! Schon lange ruhst du dort, von mir vergessen, irgendwann. Nun aber leuchtest du, glühst plötzlich auf, mit so warmem Schein, dass dein …
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Inspirierte Landschaftsmalerei

Aus den Annalen der Lady Anne Jennifer Glenwillow, 1723 – 1754 Muse des schottischen Malers Lord Hamish MacIntosh* und seine Gefährtin bis zu ihrem frühen Tod Briefe aus dem Sommer 1752, Crencester Forest, Hampshire, Südengland *** Liebster und teurer Freund, Mylord! Seid herzlich bedankt für Eure heute eingetroffene Postille, die mich in meiner Verbannung erreichte, …
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